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Reliefkarte des Schlachtfelds von Verdun
Vermessungsabteilung Nr. 15 (bayer.), 1916

Reliefkarte des Schlachtfelds von Verdun, 1916, Inv. Nr. H 4688 © Bayerisches ArmeemuseumDiese Reliefkarte zeigt das Schlachtfeld von Verdun. Sie ist keine Museumsanfertigung, sondern wurde von einer bayerischen Vermessungseinheit während des Krieges hergestellt. Das plastische Kartenbild war ein Hilfsmittel für höhere Stäbe. Das reich gegliederte Gelände mit schluchtartigen Einschnitten übte starken Einfluss auf die Kampfhandlungen aus. Das Kriegsjahr 1915 war aus der Sicht der Mittelmächte erfolgreich verlaufen, aber man stand vor der Frage, wie es weitergehen solle. Falkenhayn (1861–1922), Chef der deutschen Obersten Heeresleitung hielt die Westfront für den entscheidenden Kriegsschauplatz. Hier schien ein Erfolg wie gegen Serbien denkbar.
Berechnungen hatten ergeben,  dass die Deutschland zur Verfügung stehenden Kräfte nicht ausreichten, um an der Westfront einen Durchbruch zu erzielen, der breit genug war, um wieder zum Bewegungskrieg zu kommen, in dem das deutsche Heer, wie man glaubte, seinen Gegnern überlegen sei. Es kam also nur ein Angriff mit begrenztem Ziel infrage. Das Objekt für diesen Angriff sollte die Festung Verdun sein, die bereits in weitem Bogen von der deutschen Front umfasst war. Um die Festung nicht zu verlieren, müssten die Franzosen - so die Idee Falkenhayns - starke Infanteriekräfte einsetzen und würden dabei unerträgliche Verluste erleiden. Auf deutscher Seite sollte also das Material arbeiten, nicht die Menschen. Die Offensive begann am 21. Februar 1916 mit einem zehnstündigen Feuerschlag aus 1.400 Geschützen. Trotzdem blieben die Erfolge des Infanterieangriffs hinter den Erwartungen zurück, und das bei unerwartet hohen Verlusten.
Da der erhoffte Erfolg auf deutscher Seite ausblieb, eröffnete Falkenhayn im März einen weiteren Großangriff gegen die westlich der Maas aufgestellten französischen Geschütze. Das ursprüngliche Offensivkonzept war damit bereits gescheitert.
Bei Verdun tobte jetzt eine Abnützungsschlacht, die beiden Seiten schwerste Opfer abverlangte und jenseits militärischer Erwägungen auch zu einer Prestigefrage wurde. Auf deutscher Seite kämpfte die Infanterie, bis sie „zur Schlacke ausgebrannt“ war, wie man das nannte. Truppen wurden erst abgelöst, wenn sie am Ende ihrer Kraft waren. Frankreich dagegen setzte die Verbände nur für jeweils wenige Tage ein. Dann wurden sie durch frische ersetzt. Auf diese Weise wurde fast das ganze französische Heer durch die Schlacht von Verdun geschleust, während dieses Schicksal bei den Deutschen nur einen begrenzten Teil des Heeres traf, diesen aber umso härter.
Die Geländegewinne blieben begrenzt. Am 1. Juli war unterdessen die alliierte Großoffensive an der Somme losgebrochen. Für zwei Großkämpfe an der Westfront fehlten Deutschland die Mittel. Die Verdunoffensive wurde eingestellt. Die Kämpfe um Verdun, die bis Dezember 1916 andauerten, wurden schon damals als symbolhafte Aufgipfelung des deutsch-französischen Gegensatzes empfunden. Dies und die apokalyptischen Umstände der Schlacht sowie die ungeheuren Opfer, die sie forderte, führten dazu, dass sich zahlreiche Mythen und Legenden um sie woben. Dazu gehört nicht zuletzt die Höhe der Verluste. Man schrieb von bis zu 700.000 Toten. Diese Zahl entstand durch Addition der veröffentlichten deutschen und der etwas höheren französischen Verlustangaben. Sie beziehen sich aber auf die Gesamtverluste, umfassen also neben den Gefallenen auch die Vermissten – die Gefallene und Gefangene umfassen – sowie die Verwundeten und Kranken. Erfahrungsgemäß kommen auf einen Gefallenen drei bis vier Verwundete, so dass die Zahl der Toten bei 150.000 bis 200.000 liegen dürfte. Aber auch das sind verstörende Zahlen.

Die Karte wird in der Dauerausstellung im Reduit Tilly gezeigt (Inv. Nr. H 4688).