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Gotischer Sattel
(Deutsch, Ende des 15. Jahrhunderts)

Rückseite eines gotischen Sattels, Ende 15. Jahrhundert, Inv. Nr. A 6120 © Foto: Carlo PaggiarinoDer Sattel war für den Kampf zu Pferd unerlässlich. Mit ihren schweren Rüstungen und Ausrüstungsgegenständen konnten die gepanzerten Reiter des 15. Jahrhunderts ihre Pferde nur in Sätteln in der Form lenken, wie es für den Kampf notwendig war. Hierfür waren auch speziell ausgebildete Pferde nötig, die extrem kostspielig waren.

Im 14. Jahrhundert entwickelte sich langsam die Form des so genannten Krippensattels, bei dem der vordere Sattelbogen hochgezogen wurde, um so den Bauch und die Schenkel des Reiters besser zu schützen. Aus dieser Zeit haben sich nur wenige Sättel erhalten und so stellt dieses Exemplar ein außergewöhnlich seltenes Objekt dar. Der Kern des Sattels wurde aus Holz geformt, das mit Leder überzogen und mit Messingnietköpfen verziert wurde.

Auf der Unterseite sind noch Reste einer Lage aus Birkenrinde zu erkennen. Birkenrinde wurde wegen ihrer natürlichen Eigenschaften als Wassersperre verwendet. Eine dünne Schicht der Rinde wurde an die Unterseite des Holzsattels geklebt, um sie vor der Beschädigung durch den Schweiß des Pferdes zu schützen.

Unterseite eines gotischen Sattels, Ende 15. Jahrhundert, Inv. Nr. A 6120 © Foto: Carlo PaggiarinoOberseite eines gotischen Sattels, Ende 15. Jahrhundert, Inv. Nr. A 6120 © Foto: Carlo PaggiarinoDie Gestaltung der in sich gedrehten Metallverstärkung verweist in das frühe 16. Jahrhundert. Vermutlich wurden diese Stützen damals ergänzt oder erneuert, da der Sattel selbst früher zu datieren ist. Ein vergleichbarer Sattel mit einer derartigen Stange findet sich auf dem berühmten Kupferstich „Der Reiter (Ritter, Tod und Teufel)“ von Albrecht Dürer aus dem Jahr 1513. In den Inventaren des Armeemuseums ist er als Turniersattel geführt, was jedoch aufgrund der Konstruktion zu bezweifeln ist.

Das Stück ist derzeit im Depot des Museums verwahrt und wird in der neuen Dauerausstellung des Museums im Neuen Schloss zu sehen sein (Inv. Nr. A 6120).
Fotos: Carlo Paggiarino