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Dienstjacke M 56 eines Gefreiten der Grenztruppen der DDR
(Wolle, Kunstseide, Baumwolle, Aluminiumknöpfe, 1967)

Dienstjacke M 56 eines Gefreiten der Grenztruppen der DDR, Inv. Nr. 0151-1991 © Bayerisches ArmeemuseumEs dürfte selbst Insidern kaum bekannt sein, dass das Bayerische Armeemuseum seit 1991 über eine beachtliche Sammlung von Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen der ehemaligen Streitkräfte der Deutschen Demokratischen Republik verfügt. Der Großteil der Uniformen ist den Grenztruppen zuzuordnen, eine militärische Organisation, die seit 15. September 1961 unter dem Befehl des Ministeriums für Nationale Verteidigung die Unverletzlichkeit der Staatsgrenze zu gewährleisten hatte. Der weitaus größte Teil der Grenztruppen war an der Westgrenze der DDR zur Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin disloziert, hier vor allem um Fluchtversuche von DDR-Bürgern in den Westen zu verhindern, notfalls auch unter Einsatz der Schusswaffe. Die zur Grenzsicherung vorgesehenen Soldaten wurden deshalb im Hinblick auf ihre Einstellung zum Staat und ihre politische Zuverlässigkeit sowie auf Vorstrafen und das persönliche oder familiäre Umfeld besonders überprüft. Seit Einführung der allgemeinen Wehrpflicht in der DDR im Jahre 1962 bestand ein bedeutender Anteil der Grenzsoldaten aus jungen Wehrpflichtigen. Auch sie unterlagen bereits im Vorfeld ihrer Einberufung einer besonderen Überprüfung durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) in Zusammenarbeit mit den zuständigen Wehrbereichskommandos. Die künftigen Wehrdienstleistenden bei den Grenztruppen waren also auch handverlesen. Im Rahmen eines 18-monatigen Grundwehrdienstes erhielten sie neben einer infanteristischen Ausbildung und einer intensiven Politschulung die Grundlagen grenztaktischen Wissens vermittelt. Während dieser Zeit wurden sie unverändert durch das MfS überwacht. Trotzdem sind bis zur Wende 1989 rund 2800 Angehörige der Grenztruppen in den Westen geflohen.
Die im Bayerischen Armeemuseum befindlichen Uniformen der Grenzsoldaten stammen zumeist aus den Lehrsammlungen des 1961 gegründeten Amtes für Wehrkunde, die nach dem Zerfall der DDR und der deutschen Wiedervereinigung den Weg nach Ingolstadt fanden. Das Amt für Wehrkunde ist bis heute truppendienstlich die personalführende Dienststelle für Angehörige der Bundeswehr, die im Bundesnachrichtendienst (BND) eingesetzt sind. 2016 waren es 750 Soldaten, die dort Dienst leisteten. Seit dem 1. April 1956 ist der BND der Auslandsnachrichtendienst des Bundes und hat die Aufgabe, Erkenntnisse über das Ausland zu gewinnen, die von außen- und sicherheitspolitischer Bedeutung für die Bundesrepublik sind. Dazu gehörte bis 1989 natürlich die DDR und es ist deshalb nicht auszuschließen, dass Uniformen geflüchteter DDR-Grenzsoldaten auch in die Lehrsammlungen des Amtes für Militärkunde gelangt sind und so eine ganz besondere Provenienz besitzen.

Diese Stücke werden derzeit im Depot des Bayerischen Armeemuseums verwahrt (Inv. Nr. 0151-1991).