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6-pfündige Feldkanone „Arco Carl“
(Bayern 1814)

6-pfündige Feldkanone „Arco Carl“ (Bayern 1814), Inv. Nr. 0378-1988  © Bayerisches ArmeemuseumVom Ende des 18. Jahrhunderts bis etwa 1860 kamen in der Feldartillerie bevorzugt Kanonen dieses Kalibers zum Einsatz. Geschützrohre waren innen glatt, hatten also keine Züge. Kanonen schossen mit flacher, rasanter Flugbahn. Ihr Kaliber wurde im Gewicht einer Eisenkugel nach dem Nürnberger Handelspfund (509,5 Gramm) angegeben, die dem Rohrdurchmesser entsprach.

Wie alle Vorderlader waren Kanonen so genannte Spielraumgeschütze: Der Durchmesser der Kugeln, die im Gefecht gebraucht wurden, war etwas geringer als der Rohrdurchmesser, um ein leichtes Laden zu gewährleisten. Kanonen verschossen keine Granaten. Das Rohr erhielt, wie alle Bronzerohre, einen individuellen Namen, hier „Arco Carl“. Auf dem Bodenstück sind die Initialen der technischen Leiter des Gieß- und Bohrhauses Augsburg eingraviert:IR und CN. Ignaz Reißer war der Stückgießer. Von 1801 bis 1830 goss er 295 Rohre, davon 128 solche 6-Pfünder. Caspar Nietzl, der Stückbohrer, war hingegen für die mechanische Bearbeitung der gegossenen Rohre verantwortlich. Von den 118 Geschützen, mit denen die bayerische Armee 1815 ausrückte, waren 48 solche 6-Pfünder.

6-pfündige Feldkanone „Arco Carl“ (Bayern 1814), Inv. Nr. 0378-1988  © Bayerisches ArmeemuseumDie Lafette ist nicht zeitgenössisch. Sie entspricht einem 1836 neu eingeführten Muster und wurde erst 1866 erzeugt. Die Bauart unterschied sich allerdings nur wenig vom Muster der napoleonischen Zeit. 1836 hatte man die Gleisweite, also den Abstand der Räder, vergrößert und die Verbindung der verschiedenen fahrenden Elemente wie Geschütze, Protzen, Munitionsfahrzeuge, also die „Anhängerkupplung“, geändert. 6-pfündige Feldkanonen wurden von acht Mann bedient; kurzfristig genügten auch drei Mann, wenn es zu Ausfällen im Gefechtsverlauf kam. Mit Vollkugeln konnte ein solches Geschütz in zwei Minuten drei Schuss abgeben. Mit Kartätschen war die Schussfolge doppelt so hoch.

Das Geschütz wird in der neuen Dauerausstellung des Armeemuseums "Formen des Krieges 1600-1815" gezeigt (Inv.-Nr. 0378 –1988).